Kategorie-Archiv: Klassisches

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Die Barbiere kommen!

„Ohne Bart ist ein Mann nicht richtig angezogen“, soll Salvador Dalí einmal gesagt haben. Womit der surrealistische Maler natürlich seinen exzentrischen Schnurrbart meinte. Heute liegt der „Dalí“ ebenso im Trend wie der „Chin Puff“ (der Bart für Einsteiger: cool), der „Sou Patch“ (Unterlippenbart: klein, aber fein), der ZZ-Bart (je länger, desto hipper) oder der durchgestylte Vollbart mit Moustache (sehr edel). Kurz gesagt: Bart ist wieder in. Und weil Mann sich sein Gesichtshaar gerne pflegen lässt, erlebt eine fast in Vergessenheit geratene Zunft ihr großes Revival: die Barbiere sind zurück!

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Die Clex ist da und feiert ihre Klangpremiere in Wien

Alte Handwerkskunst trifft Hightech: Clex, Contrabassclarinet extended.

Alte Handwerkskunst trifft Hightech: Clex, Contrabassclarinet extended feiert am 8. Juni Klangpremiere in Wien.

Kontrabassklarinetten sehen nicht nur beeindruckend aus, sie klingen auch so. 2,7 Meter misst das Rohr und erzeugt einen Tonumfang von fünf Oktaven. Nur das Kontrafagott ist noch größer. Wenn der tiefe Brummer seinen großen Auftritt hat, dann kann schon mal der ganze Körper mitvibrieren. Allzu oft hört man das fette Rohrblasinstrument im klassischen Repertoire allerdings nicht – Arnold Schönberg lässt es in den „Gurreliedern“ aufspielen, später setzten es auch Edgar Varèse, Hans Werner Henze oder Heinz Holliger ein. Heute spielt das Instrument vor allem in der Neuen Musik ein tragende Rolle. Damit der klingende Exot den neuen Anforderungen auch gerecht werden kann, hat sich ein Forscherteam aus Bern daran gemacht, eine völlig neue Kontrabassklarinette zu entwickeln. Sechs Jahre lang wurde daran gefeilt, jetzt ist CLEX (das steht für Contrabassclarinet Extended) fertig und wird morgen Abend ihr Österreich-Debüt im Wiener Konzerthaus feiern.

Was Clex alles kann? Zunächst eröffnet sie Klangwelten, die noch kein Mensch zuvor betreten hat. Das alleine ist schon spannend genug. Außerdem klingt sie besser und lässt sich dank elektronischer Steuerung einfacher spielen. Nachdem die Klappen nicht mehr manuell bedient, sondern über Sensoren gesteuert werden, könnte man theoretisch gleichzeitig spielen und Kaffee kochen – klingt nach Extended Hightech. Auf Tour geht die Clex mit der Basel Sinfonietta (Dirigent: Duncan Ward), Vorreiterin in Sachen Neuer Musik und bekannt für ihr lustvolles Grenzgängertum. Egal ob Klassik, Elektronik, Pop oder Jazz – hier zählt nur eins: die Musik.

Für die Klangpremiere in Wien stehen gleich zwei Uraufführungen auf dem Programm: ein Konzert für Kontrabassklarinette und Orchester von Michael Pelzel und ein Konzert für Kontrabassklarinette, Turntable, E-Gitarre (Martin Siewert) und Videotechnik von Jorge Sánchez-Chiong. Die Clex wird von Ernesto Molinari gespielt während Sánchez-Chiong, selbst bekannt für seine genreübergreifenden Werke, bei seinem Konzert höchstpersönlich an den Turntables steht. Und weil man das Instrument auch als Controller in Computerspielen nutzen kann, steuert Molinari ein Live-Video-Spiel, das eigens für das Stück von dem Videokünstler-Kollektiv TE-R (Thomas Wagensommerer und Luise Linsenbolz) entwickelt wurde. Im Nachspiel eröffnet Marino Formenti tiefere Einblicke in die erklungenen Werke. Im Mozart-Saal-Buffet lädt außerdem das DJ Kollektiv „Engelsharfen & Teufelsgeigen“ zum Verweilen und Grooven ein.

Mittwoch, 8. Juni 2016 um 19 Uhr 30
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal

PROGRAMM

Michael Pelzel (*1978) – Gravitity’s Rainbow (UA)
Arnold Schönberg (1874-1951) – Kammersinfonie No. 1 op. 9
Bruno Maderna (1920-1973) – Serenata No. 2
Luigi Nono (1924-1990) – Incontri
Jorge Sánchez-Chiong & TE-R – ZYT. Game for Clex Contrabass Clarinet, Electric Guitar, Turntables, amplified Orchestra & Projection (UA)

INTERPRETEN

Basel Sinfonietta
Ernesto Molinari, CLEX
Martin Siewert, E-Gitarren
Jorge Sánchez-Chiong, Turntables
Duncan Ward, Dirigent
TE -R, Video, Raumdesign: Louise Linsenbolz & Thomas Wagensommerer
Uli Kühn, Videotechnik
Marino Formenti, Klavier, Gespräch
Engelsharfen & Teufelsgeigen, DJ-Kollektiv

 

 

 

 

 

 

 

 

Alex Penda (Poppea), Valer Sabadus (Nerone), Jake Arditti (Amore). Foto: M. Rittershaus

Die Faszination der hohen Töne

Format

Im Barock sorgte die Gesangskunst der Kastraten für Ekstase. Im Zuge historischer Aufführungspraxis haben diese Partien heute die Countertenöre übernommen, eta Falsettsänger Valer Sabadus, der ab 12. Oktober in Monteverdis L’incoronazione di Poppea im Theater an der Wien zu erleben ist. Die neuen Stars im Klassik-Betrieb und ihre Geschichte. Weiterlesen

Auf der Suche nach dem Wiener Klang

Die Bühne, 9/2015

Wo alles begann: Yutaka Sado vor dem Wiener Musikverein

Wo alles begann: Yutaka Sado vor dem Wiener Musikverein

Sechs Jahren lang prägte der junge Kolumbianer Andrés Orozco-Estrada als Chefdirigent die musikalische Geschicke der Tonkünstler, nun stehen alle Zeichen auf Veränderung: Mit dem Ende der Saison 2014/15 übernahm Yutaka Sado das Amt des Chefdirigenten. Seine Vorliebe für die österreichische Hauptstadt hatte der Yutaka Sado bereits anlässlich der Programmvorstellung erklärt: „Wien ist als Stadt meine allererste Wahl. Mozart, Beethoven, Brahms, Mahler, Strauss – alle meine Lieblingskomponisten waren hier. Und natürlich werden wir ihre Werke aufführen, denn was diese Komponisten uns hinterließen, ist fantastische und geniale Musik.“ Weiterlesen

Männer auf Wanderschaft durchs Gedicht-Musik-Dickicht

Andrè Schuen und Daniel Heide (Foto: Guido Werner)

Andrè Schuen und Daniel Heide (Foto: Guido Werner)

Falter

Nur weniges vermag ein so inniges und persönliches Erlebnis zu vermitteln wie das Lied. Da gibt es keine große Bühne hinter der man sich verstecken kann, keine Schminke und keine Affekte – lediglich die intime Zwiesprache zwischen Wort und Ton, Gedicht und Gesang. Franz Schubert gilt als der Übervater des Kunstlieds, 600 Stück komponierte er im Laufe seines kurzen Lebens. Weiterlesen

Foto: Andreas J. Hirsch

Klingende Ostern

Lust und Leidenschaft, Rache, Angst und Eifersucht – starke Gefühle und große Namen wie Nina Stemme und Jonas Kaufmann erfreuen über die Osterfeiertage Klassikfans in Wien und Salzburg. Ein kleiner Leitfaden durchs Programm.

Wiener Staatsoper: Elektra

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Nina Stemme (Foto: Artists Management Zürich)

1903 besuchte Richard Strauss die Uraufführung von Hofmannsthals Tragödie „Elektra“ in Berlin – die beiden Herren hatten kurz zuvor einander in Paris kennen- und schätzen gelernt. Strauss, der zu diesem Zeitpunkt mit der Arbeit an seiner Oper „Salome“ beschäftigt war, erkannte wohl sofort das dramatische Potential des Stücks. Viele Jahre später schreibt er in seinen Betrachtungen und Erinnerungen: „Als ich zuerst Hofmannsthals geniale Dichtung sah, erkannte ich wohl den glänzenden Operntext und, wie seinerzeit in „Salome“, die gewaltige musikalische Steigerung bis zum Schluss. (…) Beide Opern stehen in meinem Lebenswerk vereinzelt da: ich bin in ihnen bis an die äußersten Grenzen der Harmonik, psychischer Polyphonie und Aufnahmefähigkeit heutiger Ohren gegangen“. Mit dem expressionistischen Einakter trafen der Komponist und sein kongenialer Textdichter den damaligen Zeitgeist: Sigmund Freuds „Studien über Hysterie“ waren soeben erschienen und in Wien drehte sich alles um Psychoanalyse. 1908 schrieb Strauss an den Dirigenten Ernst von Schuch: „Elektra ist fertig und der Schluss saftig geworden! Die Hauptrolle muss nun auf jeden Fall von der aller hochdramatischsten Sopranistinnen gegeben werden, über die Sie verfügen“. Weiterlesen

Wo die Liebe nicht hinfällt

Die Bühne

Ted Huffman (Foto: Michael Hart)

Ted Huffman (Foto: Michael Hart)

Erst will sie, aber er nicht. Dann will er, aber sie nicht. Gegenseitige Zurückweisungen, Eifersucht, Langeweile und verpasste Chancen – Tschaikowskys Oper Eugen Onegin ist ein Stück über Menschen, die sich ihrer Gefühle und Beziehungen zu anderen nicht mehr versichern können; eine Geschichte über Menschen, die an der Gesellschaft, in der sie leben, mit all ihren Zwängen und ihrer Borniertheit, scheitern. Weiterlesen

“Lieber Gott, lass mich bloß nicht wahnsinnig werden!”

Falter

Marianne Crebassa & Johanna Wokalek (Foto: Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik)

Marianne Crebassa & Johanna Wokalek (Foto: Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik)

„Der Mensch sitzt am Meer. Er malt. Eine Melodie kommt ihm plötzlich in den Sinn. Indem er sie zu summen beginnt, bemerkt er, dass die Melodie genau auf das, was er zu Papier bringen will, passt. Ein Text formt sich bei ihm, und nun beginnt er die Melodie mit dem von ihm gebildeten Text zu unzähligen Malen mit lauter Stimme so lange zu singen, bis das Blatt fertig ist …“. Mit diesen Worten begann Charlotte Salomon ihr autobiografisches Stück „Leben? oder Theater?“. Die Salzburger Festspiele erzählen mit einer Oper das Schicksal der deutschen Malerin.

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Teuflisch gut, dieser Garrett

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David Garrett (Source: www.david-garrett.com)

David Garrett (Source: www.david-garrett.com)

Die feinen Finger brausen blitzschnell über die Geigenseiten, das romantisch zerzauste, dunkle Haar fällt über die wohltrainierten Schultern. Im Publikum geht ein verzücktes Raunen durch die Reihen. Als „Teufelsgeiger“ wurde Niccolò Paganini mit seinen furiosen Geigenkünsten bereits zu Lebzeiten zur Legende. Im gleichnamigen Film gibt Stargeiger David Garrett sein Schauspieldebüt.

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Primadonna, Priesterin und Pfingstintendantin

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Cecilia Bartoli (Foto: Uli Weber)

Cecilia Bartoli (Foto: Uli Weber)

Sie begann ihre Karriere mit Mozart und Rossini, heute gilt Cecilia Bartolis große Liebe der unbekannten Barockmusik. Und wenn die Bartoli ein neues Album veröffentlicht, dann steckt meist mehr dahinter, als einfach nur schöne Musik. Ihre CDs sind Entdeckungsreisen in überraschende musikalische Welten. Die Neugierde treibt sie an und ihre unerschütterliche Liebe zur Musik. Zuletzt huldigte sie Agostino Steffani und präsentierte ein Album mit Arien des vergessenen frühbarocken italienischen Komponisten. Dazu gehört Mut zum Risiko, doch die Bartoli kann es sich leisten – das Publikum liebt sie nicht nur für ihre starke Bühnenpräsenz im Theater; über acht Millionen verkaufte Tonträger machen sie zu einer der wenigen auch kommerziell erfolgreichen Sängerinnen unserer Zeit.

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