Aller guten Dinge sind drei, hat sich Sebastian Knauer wohl gedacht und nach den Alben “ÜberBach” und “Bach &Sons” seine Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe des barocken Großmeisters fortgesetzt. Begleitet vom Zürcher Kammerorchester widmet er sich auf “Bach & Sons 2″ (Berlin Classics) neben den beiden Konzerten BWV 1055 und BW 1056 auch echten Raritäten, etwa dem virtuosen f-Moll-Konzert von Johann Christian Bach oder jenem des berühmtesten Sohns, Carl Philipp Emanuels. Den Höhepunkt bildet J.S. Bachs Tripelkonzert BWV 1044, das Knauer mit seinen Freunden und langjährigen Wegbegleitern Daniel Hope (Geige) und Philipp Jundt (Flöte) musiziert. Fortsetzung unbedingt erwünscht! Weiterlesen
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Wie Engel klingen? Womöglich so!
“Eine Entdeckung, die überfällig ist”, schrieb die Süddeutsche Zeitung kürzlich über den 31-jährigen schweizerisch-US-amerikanischen Countertenor Terry Wey. Jetzt ist das erste Soloalbum “Pace e guerra” (dhm) erschienen. Ursprünglich wurden die 14 Arien für den italienischen Kastraten Antonio Maria Bernacchi (1685-1756) komponiert, einen der berühmtesten Sänger seiner Zeit. Terry Wey adelt jede Nummer; wunderbar auch, wie er sich an das hervorragend aufspielende Bach Consort Wien schmiegt. Weiterlesen
Dreierlei vom polnischen Allerlei
Mit nur 21 Jahren gewann Seong-Jin Cho 2015 den renommierten Warschauer Chopin-Wettbewerb, jetzt ist die erste Studioaufnahme “Piano Concerto No. 1 – Ballades” (Deutsche Grammophon) erschienen. Neben vier Balladen spielt der Koreaner das Klavierkonzert No. 1 mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Gianandrea Noseda. Überschreiben ließe sich Chos Spiel vor allem mit dem Begriff “cantabile”, singend. Hier gibt es keine großen Gefühlsausbrüche, dafür umso mehr Poesie und Intimität. Ein wenig vermissen lässt Seong-Jin Cho die Ecken und Kanten, das Abgründige in Chopins Musik – wir schieben es einfach einmal aufs jugendliche Alter. Weiterlesen
Zeitgenossen zwischen Licht und Schatten
Wie Schatten im Dunkel klingen? Recht düster, wenn es nach der gleichnamigen Porträt-CD (Wergo) des Komponisten Enjott Schneider geht. „Phoenix“, „Dunkelreise“ (nach Fragmenten von Hans Rott, dem genialen Komponisten, Bruckner-Schüler, Freund Gustav Mahlers und Schöpfer einer zukunftsweisenden Symphonie, der mit 26 Jahren in einer Irrenanstalt an seinen Wahnvorstellungen zugrunde ging) und „Neidhart’s Nightmare“ heißen die Tonschöpfungen, die zwischen Licht und Schatten, Tag und Nacht, Träumen und Albträumen, Wahn und Wirklichkeit oszillieren. Richtig beklemmend wird es im letzten Stück, einem Minnelied für Klavier und Orchester (Solist: Oliver Triendl), wenn Enjott Schneider gemeinsam mit dem famos aufspielenden Tonkünstlern unter Kevin John Edusei ins Dunkel des Mittelalters entführt und dabei ganz auf die helle Orchesterfarbe der Violinen verzichtet. Ziemlich spooky, aber unglaublich gut. Weiterlesen
Ein leises Fest für den estnischen Meister der Stille
Nine Eleven kann auch etwas ganz anderes bedeuten: Am 11. September feierte Arvo Pärt seinen 80. Geburtstag. Ein willkommener Anlass, dem erfolgreichsten klassischen Komponisten der Gegenwart musikalische Porträts zu widmen. Weiterlesen
Musischer Adventskalender 2014, Tür #16: Music for a While
Mit ihrem Ensemble L´Arpeggiata erforscht die Lautenspielerin Christina Pluhar regelmäßig die Welt der Alten Musik und blickt dabei auch gerne mal über dessen Tellerrand hinaus. Mal spielt sie italienischen Frühbarock, mal mischt sie Madrigale von Monteverdi mit Jazz- und Blues-Elementen, mal wird nach Lust und Laune improvisiert – eine Praxis, die im 17. Jahrhundert übrigens gang und gäbe war, weil der Notentext zu dieser Zeit meist nur sporadisch notiert war. Zuletzt erforschte Christina Pluhar die Klangwelten Südamerikas und jene des Mittelmeerraums; jetzt kehrte die gebürtige Grazern zu ihren musikalischen Wurzeln zurück und nahm sich den englischen Meister des Barocks, Henry Purcell vor, dessen Lieder sie auf ihrer neuen CD virtuos “verjazzt” hat. Natürlich hat Frau Pluhar auch dieses Mal wieder illustre Gäste um sich versammelt, die gemeinsam mit L´Arpeggiata durch Purcells Klangwelten fegen: neben der spanischen Sopranistin Raquel Andueza – sie singt die berührende Todesarie der Dido aus “Didi and Aeneas” –, sind auch Jazzgitarrist Wolfgang Muthspiel, Klarinettist Gianluigi Trowes und Countertenor Philippe Jaroussky mit von der Partie. Und wenn jetzt so mancher Traditionalist bei solchen Projekten die Stirn runzelt – “Music for a while” ist ein Album, welches, wie es der Titel schon sagt, zum Verweilen einlädt. Und zum Genießen. Wer sich nach Purcells “Originalen” sehnt, weiß ja, wo er sie findet. Wer hingegen mutig genug ist, sich auf dieses klangliche Experiment einzulassen, wird schnell merken, wie unsinnig das ewige Gerde von “historisch informierter Aufführungspraxis” ist. In diesem Sinne: Auf zu neuen Ufern! Purcell hätte es bestimmt gefallen.