Schlagwort-Archiv: Falter Stadtzeitung

In einem Land außerhalb unserer Zeit

Falter Stadtzeitung 51/16

Die Fotografin Katharina Gossow fotografierte Alma Deutscher im Hotel Beethoven.

Für den Falter fotografierte Katharina Gossow Alma Deutscher im Hotel Beethoven.

Alle warten auf Alma. Die Sänger und die Produktionsleiterin haben sich schon im Souterrain des Klavierhauses Wallner im vierten Bezirk eingefunden, die Oper „Cinderella“ soll geprobt werden. Journalisten zücken Stift und Block, die Kameras werden in Stellung gebracht. Dann stürmt ein blondes Mädchen herein, in blauem Kleid und roter Jacke mit einem glitzernden Springseil in der Hand. Begleitet wird sie von ihrem Vater, der sich im Hintergrund hält. Alma strahlt über das ganze Gesicht, hüpft, läuft und setzt sich sofort ans Klavier. Die Probe kann beginnen. Ihr Blick wird ernst, mit einem Nicken gibt sie den Sängern den Einsatz. In diesem Moment ist sie Pianistin, Dirigentin und Regisseurin in einem. Sie presst die Lippen aufeinander, reißt die Augen auf, zieht die Augenbrauen hoch. „Soll ich es euch vorsingen?“, fragte sie die Sänger. „Es muss dramatischer klingen!“ Alma ist freundlich, aber bestimmt, nichts kann sie aus ihrer Konzentration bringen. Weiterlesen

Zeitgenossen zwischen Licht und Schatten

Falter Stadtzeitung 43/16

Wie Schatten im Dunkel klingen? Recht düster, wenn es nach der gleichnamigen Porträt-CD (Wergo) des Komponisten Enjott Schneider geht. „Phoenix“, „Dunkelreise“ (nach Fragmenten von Hans Rott, dem genialen Komponisten, Bruckner-Schüler, Freund Gustav Mahlers und Schöpfer einer zukunftsweisenden Symphonie, der mit 26 Jahren in einer Irrenanstalt an seinen Wahnvorstellungen zugrunde ging) und „Neidhart’s Nightmare“ heißen die Tonschöpfungen, die zwischen Licht und Schatten, Tag und Nacht, Träumen und Albträumen, Wahn und Wirklichkeit oszillieren. Richtig beklemmend wird es im letzten Stück, einem Minnelied für Klavier und Orchester (Solist: Oliver Triendl), wenn Enjott Schneider gemeinsam mit dem famos aufspielenden Tonkünstlern unter Kevin John Edusei ins Dunkel des Mittelalters entführt und dabei ganz auf die helle Orchesterfarbe der Violinen verzichtet. Ziemlich spooky, aber unglaublich gut. Weiterlesen