Schlagwort-Archiv: CD-Kritik

Ein Stimme gar Wunderlich

wunderlich

Fritz Wunderlich als Tamino in Mozarts “Zauberflöte”. (Foto: Gerhard H. Siess/DG)

Falter 40/2016

Im September wäre der deutsche Opernsänger Fritz Wunderlich 86 Jahre alt geworden. Gestorben ist er 1966 auf tragische  Art und Weise: Er stürzt die Treppe im Haus eines Freundes hinunter, prallte mit dem Kopf auf den Steinfliesenboden und war wenige Stunden später tot – nur eine Woche vor seinem 36. Geburtstag und auf dem Weg zur absoluten Weltspitze, das Debüt an der New Yorker Met stand gerade bevor. Auch 50 Jahre nach seinem Tod fasziniert der Tenor ungebrochen. Die aktuellen Veröffentlichungen zeigen, dass er zu den Größten seines Fachs gehörte. Weiterlesen

Zeitgenossen zwischen Licht und Schatten

Falter Stadtzeitung 43/16

Wie Schatten im Dunkel klingen? Recht düster, wenn es nach der gleichnamigen Porträt-CD (Wergo) des Komponisten Enjott Schneider geht. „Phoenix“, „Dunkelreise“ (nach Fragmenten von Hans Rott, dem genialen Komponisten, Bruckner-Schüler, Freund Gustav Mahlers und Schöpfer einer zukunftsweisenden Symphonie, der mit 26 Jahren in einer Irrenanstalt an seinen Wahnvorstellungen zugrunde ging) und „Neidhart’s Nightmare“ heißen die Tonschöpfungen, die zwischen Licht und Schatten, Tag und Nacht, Träumen und Albträumen, Wahn und Wirklichkeit oszillieren. Richtig beklemmend wird es im letzten Stück, einem Minnelied für Klavier und Orchester (Solist: Oliver Triendl), wenn Enjott Schneider gemeinsam mit dem famos aufspielenden Tonkünstlern unter Kevin John Edusei ins Dunkel des Mittelalters entführt und dabei ganz auf die helle Orchesterfarbe der Violinen verzichtet. Ziemlich spooky, aber unglaublich gut. Weiterlesen

Avi Avital (Foto: Harald Hoffmann/DG)

Von tanzenden Feen und Fischen in fremden Gewässern

Avi Avital (Foto: Harald Hoffmann/DG)

Avi Avital (Foto: Harald Hoffmann/DG)

Transkriptionen haben in der Musikgeschichte Tradition. Nicht nur im Pop wird munter gecovert, auch die Klassiker fischen gerne in fremden Gewässern. Der wohl prominenteste „Plünderer“ war Franz Liszt: er hinterließ 140 Bearbeitungen, 55 davon sind Liedtranskriptionen von Franz Schubert. Überhaupt wurde der Liederfürst gerne und viel bearbeitet. So auch von Daniel Behle, der Schuberts Winterreise nun für Tenor und Klavier-Trio (Oliver Schnyder Trio) eingerichtet hat und sie auf seinem Album Winterreisen (2 CDs) der Originalversion gegenüberstellt. Eine feine Bearbeitung, die durch den Einsatz lautmalerischer Akzente von Violine und Violoncello (Begleitfiguren, Tremolos, Flageoletts und Pizzicati) Schuberts Gefühls- und Bilderwelt ganz neu durchwandern lässt.

Daniel Behle (Foto: Marco Borggreve)

Daniel Behle (Foto: Marco Borggreve)

Maurice Ravel hingegen hat seine Werke am liebsten gleich selbst bearbeitet. Ursprünglich waren sämtliche Stücke, die Seiji Ozawa und das Boston Symphony Orchestra auf der CD Maurice Ravel – Orchestral Works spielen, für das Klavier komponiert worden. Nach und nach wandelte Ravel seine Klavierzyklen Ma Mère l’Oye, Valse nobles et sentimentales oder Le tombeau de Couperin in Orchesterfassungen um und schuf eine bizarre Märchenwelt voll schillernder Klangfarben und zarter Melodien, wo Feen tanzen und Däumlinge ihr Unwesen treiben.

Seiji Ozawa @ the Boston Symphony Orchestra, April 5, 1975

Seiji Ozawa @ the Boston Symphony Orchestra, April 5, 1975

Avi Avital machte aus der Not eine Tugend. Nachdem das Repertoire für die klassische Mandoline recht schnell erschöpft war, blieb dem jungen Mann aus Israel nichts anderes, als die Musik für sein Instrument passend zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass sich viele Stücke hervorragend für die Mandoline arrangieren lassen, von Bach bis Bartók, von bulgarischen Volkstänzen bis hin zu Dvorák und Villa Lobos. Seine aktuelle CD widmet Avi Avital Vivaldi. Der hat eines der Konzerte tatsächlich für die Mandoline komponiert. Die übrigen hat Avital virtuos arrangiert, als wären sie nie anders gedacht gewesen.

Franz Schubert Winterreisen Daniel Behle (Tenor) Oliver Schnyder Trio Sony Classical

Franz Schubert
Winterreisen
Daniel Behle (Tenor)
Oliver Schnyder Trio
Sony Classical

Maurice Ravel Orchestra Works Boston Symphony Orchestra Seiji Osawa Pentatone

Maurice Ravel Orchestra Works
Boston Symphony Orchestra
Seiji Osawa
Pentatone

Antonio Vivaldi Avi Avital Venice Baroque Orchestra Deutsche Grammophon

Antonio Vivaldi
Avi Avital
Venice Baroque Orchestra
Deutsche Grammophon