Schlagwort-Archiv: Salzburger Festspiele 2015

„Kunst macht das Leben erträglicher“

(Foto: Werner Kmetitsch)

(Foto: Werner Kmetitsch)

Format

Salzburg, Felsenreitschule. Im Saal der Kulisse Salzburg steht ein Podest mit einem Tisch und vier Stühlen. An der Seite von Ingo Metzmacher wird Peter Konwitschny später über die gemeinsame Arbeit an Wolfgang Rihms „Die Eroberung von Mexiko“ sprechen. Konwitschny, 70, groß geworden in der DDR, zählt zu den wichtigsten Musiktheater-Regisseuren der Gegenwart. In Salzburg feiert der „Antichrist der Freunde der toten Oper“ sein spätes Festspieldebüt. Mit rosafarbenen Crocks, Jeans und legerem Hemd, die weißen Haare zu einem kleinen Zopf zusammengebunden, spricht er über die gemeinsame Arbeit an Wolfgang Rihms „Die Eroberung von Mexiko“. Weiterlesen

„Matthias, machen Sie alles anders!“

Matthias Pintscher (Foto: Andrea Medici)

Matthias Pintscher (Foto: Andrea Medici)

Die Bühne

Matthias Pintscher ist ein Vielreisender. Gerade kommt er aus Australien, wo er in den letzten Wochen mehrere Konzerte dirigiert hat. Als das Telefon läutet, ist es an der Ostküste der USA neun Uhr morgens. Matthias Pintscher ist schon seit einigen Stunden wach, der Jetlag. Vor sieben Jahren zog er nach New York und hatte zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein. Er erzählt von seinem Apartment, das an der Upper East Side liegt und von dem großen Schreibtisch, an dem er gerade sitzt und über den Hudson-Fluss blickt. Hier, in diesem lichtdurchfluteten Raum findet Matthias Pintscher Ruhe und Inspiration. Neben seinen eigenen Partituren türmen sich jene von Beethoven, Schönberg, Schubert, Brahms und natürlich Boulez. Weiterlesen

Musischer Adventskalender 2014, Tür #8: Jonas Kaufmann Superstar

Jonas KaufmannDie Überraschung ist groß, als vor einigen Wochen Post von Jonas Kaufmann im Postkasten liegt. Mit chicem Dreitagebart, schmachtendem Blick und altmodischem Mikrophon posiert der Tenor auf dem Cover seines neuen Albums „Du bist die Welt für mich“, nach dem gleichnamigen Hit von der Tenor-Legende Richard Tauber. Kaufmann singt jetzt Operette? Ja, und wie! Schon lange hat man diese Stücke nicht mehr so frisch und lässig gehört. Unterschätztes, dabei höchst forderndes Repertoire und jede Menge geniale Melodien, die Kaufmann mit viel Tiefgang interpretiert, ohne dabei die Leichtigkeit zu verlieren. Ob als großer Verführer in Lehárs Frasquita oder mit leicht verschmuster Peter-Alexander-Stimme in Abrahams Diwanpüppchen – Jonas Kaufmann findet für jede Stimmung den richtigen Ton. Rührend besingt er Kálmáns „Grüß mir mein Wien“, schmettert die unvergesslichen Gassenhauer der 30er-Jahre, à la „Dein ist mein ganzes Herz“ oder „Du bist die Welt für mich“ und schleudert zum Abschluss in Künnekes „Lied vom Leben des Schrenk“ noch ein hohes C hinaus. Dass die Melodien von Benatzky, Stolz und Abraham hier modern und leichtfüßig klingen, liegt nicht zuletzt an den sehr geschmackvollen, nah am Original geschriebenen Arrangements von Andreas M. Tarkmann sowie am wunderbar swingenden  Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Jochen Rieder. Und weil viele der Originale heute nicht mehr existieren, orientierte man sich eben an den verrauschten Aufnahmen von damals. Was die Operette angeht, so sei die Zeit reif für eine Revival, findet Jonas Kaufmann, vorausgesetzt man hat großartige Sänger und einen Regisseur, der den Charme, den Witz und die Ernsthaftigkeit dieser Stücke richtig verkaufen kann. Vielleicht erleben wir Jonas Kaufmann ja demnächst als Eisenstein in Strauss’ Fledermaus auf der Bühne oder als Graf Danilo in der Lustigen Witwe. Die Chancen dafür stehen gut. Mal sehen, wohin ihn die Reise als nächstes führt.

Kommenden Samstag (13. 12)  gestaltet Jonas Kaufmann einen Liederabend im Wiener Konzerthaus mit Werken von Robert Schumann und Richard Strauss, im Frühling (14. Mai) führt ihn seine Operettenreise im Rahmen der „Great Voices“ eben hierher. Gleich zwei Rollendébuts stehen bei den Osterfestspielen Salzburg an: als Turrido und als Canio in den beiden Einaktern von Mascagni (Cavalleria rusticana) und Leoncavallo (Pagliacci). Im Sommer kehrt Kaufmann als Florestan in Beethovens Fidelio nach Salzburg zurück.