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Wo die Oper spielt: im trauten Heim natürlich

Falter

RCOC-©Carlos Pericás

Juan Carlos Pericás

Opern für die Hi-Fi-Anlage zu Hause braucht es das denn? Ja, und zwar aus zweierlei Gründen. Erstens spart man sich die leidige Debatte um Inszenierungen, es geht hier einzig und allein um die Musik. Und zweitens ist der regelmäßige Besuch eines Opernhauses ein sehr kostspieliger Spaß. Der Mitschnitt von Beethovens „Fidelio“ (Decca) kommt da gerade recht. 2010 wurde die Oper beim Lucerne Festival aufgeführt, bis zu 320 Euro musste man für eine Karte lockermachen. Die Doppel-CD kostet einen Bruchteil davon und sorgt auch ohne Bühne für ein unglaubliches Hörerlebnis. Unter Claudio Abbado klingt das Werk noch eindringlicher, exzellent ist auch die Rollenbesetzung: Nina Stemme als Leonore steht mit Jonas Kaufmann der zurzeit wohl beste Florestan zur Seite.

Als Geheimtipp gelten die Werke des Katalanen Domènec Terradellas. „Sesostri“ (RCOC) ist eine typische Opera seria: der Stoff spielt in der Antike, es geht um Liebe, Rache, Macht und Mord. Musikalisch bietet Terradellas eine dichte Dramaturgie und raffiniert orchestrierte Arien. Zudem hat Juan Bautista Otero ein erstklassiges Ensemble um sich geschart. Sunhae Im in der Titelrolle klingt zwar ein wenig aufgesetzt, Alexandrina Pendatchanska als Sesostris Mutter Nitocri und Kenneth Tarver in der Rolle des ägyptischen Tyrannen Amasi sind dafür hervorragend besetzt.

„A newly-discovered operatic mas- terpiece by G.F. Handel as world premiere recording“ verspricht der Sticker auf der CD „Germanico“ (dhm/ Sony). Entdeckt wurde das Manuskript 2007 in einer florentinischen Bibliothek. Ob das Werk nun tatsächlich Georg Friedrich Händel zuzuschreiben ist oder nicht – die Abschrift stammt nicht vom Komponisten, trägt aber den Vermerk „Del Sigr Hendl“ –, darüber gehen die Expertenmeinungen auseinander. Hinzu kommt, dass „Germanico“ keine Oper ist, sondern eine Serenade. Gerade deshalb eignet sich das kurzweilige Stück gut als Futter für den CD-Player, zumal es mit tadellosen Barocksängern aufwartet, allen voran Sara Mingardo in der Titelpartie des Germanico.