Advenstkalender 2014, Tür #12: Zurück zu Brahms

grimaudAls 15-jährige überraschte Hélène Grimaud die Musikwelt mit einer furiosen Einspielung von Rachmaninows Zweiter Klaviersonate. Mit 17 gelang ihr der internationale Durchbruch: Sie spielte auf dem Internationalen Klavierfestival in La Roque d’Anthéron und debütierte mit dem Orchestre de Paris unter Daniel Barenboim. Hélène Grimaud bekam hymnische Kritiken, zog in die USA und tat das, was sie am liebsten mag: Klavier spielen und Konzerte geben. Doch irgendwann wurde der Druck für die hochbegabte und hypersensible Pianistin zu viel. Sie zog sich zurück und gründete auf dem Land vor den Toren New Yorks ein Wolfsreservat. Für die PR-Agenturen war das ein gefundenes Fressen: man sah die Grimaud in Hochglanzmagazinen, Talkshows und TV-Porträts. Der Medienhype um die Frau „die mit den Wölfen tanzt“  war so groß, dass die ernsthafte Pianistin Hélène Grimaud dahinter zu verschwinden drohte. Heute, mit 44, scheint Hélène Grimaud ruhiger geworden zu sein. Jetzt hat sie sich mit ihrem dritten Buch (“Rückkehr nach Salem”) und einem neuen Album zurückgemeldet. Darauf spielt Grimaud die Klavierkonzerte von Johannes Brahms, einem ihrer Lieblingskomponisten. Zwanzig Jahre trennen Brahms´ Erstes und Zweites Klavierkonzert voneinander – fast genauso viel Zeit ließ Hélène Grimaud verstreichen, ehe sie sich nach ihrer ersten Begegnung mit d-Moll-Konzert an das Zweite in B-Dur heranwagte. Es sind Werke, die unterschiedlicher nicht sein können: tiefgründig, feurig, romantisch das Erste; sehnsüchtig und nostalgisch das Zweite. Zusammen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (1. Klavierkonzert), den Wiener Philharmonikern (2. Klavierkonzert) und dem Dirigenten Andris Nelsons strebt Grimaud nach einem Dialog und einer Versöhnung der Gegensätze, zwischen dem grüblerischen älteren Brahms und seinem jüngeren Selbst. Das ist ihr auch gelungen, auf ihre ganz eigene, sehr subjektive Weise. Eine intensive musikalische Reise mit allen Höhen und Tiefen.