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Musischer Adventskalender 2014, Tür #5: Viola in Exile

cover1Die Viola ist für mich eines der schönsten Instrumente überhaupt. Sie klingt süß und zugleich herb, sie kann warm und dann auch wieder hell und durchdringend klingen. Dass so viele Witze über sie gemacht werden, kann nur am Neid all jener liegen, die nicht auf ihr spielen können. Viel zu lange stand die Viola im Schatten der Violine, bis sie im 19. Jahrhundert endlich als Soloinstrument entdeckt wurde. Seither sind einige wegweisende Werke komponiert worden, u.a. von Hindemith, Bartók und Ligeti. Heutzutage beinahe vergessen sind die Kompositionen von Hans Gál, Eric Zeisel oder Karl Weigl – sie alle teilen das Schicksal, als Wiener aufgrund ihrer jüdischen Abstammung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus ihrer Heimat vertrieben worden zu sein. Wie gut, dass es immer wieder Musiker gibt, die uns daran erinnern, welch fantastische Musik diese Komponisten zu Papier gebracht haben – trotz oder gerade wegen der furchtbaren Umstände, die sie begleitet haben. Julia Rebekka Adler ist eine von ihnen. Gemeinsam mit dem Pianisten Axel Gremmelsbacher ist ihr ein schönes Album gelungen, mit Stücken, die es verdient haben, wiederentdeckt zu werden. 1941 komponierte Gál seine Sonate für Viola und Klavier, doch von den Wirren des Krieges ist nichts zu hören. Statt dessen erklingt unglaublich sinnliche Musik, hier und da ein wenig verspielt, zart und wunderbar expressionistisch. Ganz anders bei den Sonaten von Weil und Zeisel, die den Schrecken und die Vernichtung zumindest erahnen lassen: düstere, ruhig voranschreitende Klänge, ein Klagelied und ein derb-rustikales Trio mit einem Bordunbass. Eine Reminiszenz an das “alte Wien” bildet zum Abschluss Fritz Kreislers Evergreen Rosmarin. Für einen Augenblick wird diese Welt wieder zum Leben erweckt, fast so, als wäre sie nie untergegangen.