Der Ton und die Künstler

Erstes Konzert des Tonkünstlerorchester in der neuen Saison 2016/17 und gleich eine österreichische Erstaufführung: „Red and Green“, ein üppig instrumentiertes Orchesterwerk von Thomas Larcher, vom San Francisco Symphony Orchestra in Auftrag gegeben, 2011 uraufgeführt und bisher sieben Mal im Konzert gespielt, jetzt endlich auch in der Heimat des international erfolgreichen österreichischen Komponisten. Der Titel ist dabei Programm, oder eben auch nicht, denn die Frage, wie sich Farben verhalten, wenn sie sich in Klänge verwandeln, stellt Larcher gar nicht in den Mittelpunkt seines Werkes. Ihm geht es in erster Linie darum, statt schwer verdaulicher Kopfmusik, sinnlich erfahrbare Musik zu schreiben. „Red and Green“ beginnt aus dem Nichts und endet ebendort, dazwischen entlädt sich eine gewaltige Lawine aus Klängen, Farben und Stilen, die Larcher zu einer virtuosen Collage verwebt, inklusive allerlei Schlagzeugexotik wie Kuhglocken, Wassergong, Metallfolien und Sandbleche.

orchester

Bekömmlichere, weil vertrautere Kost folgte mit Prokofjews zweiten Violinkonzert in g-Moll. Für beglückende Klänge und kräftige Akzente sorgte der taiwanesisch-australische Stargeiger Ray Chen. Da saß nicht nur der Smoking wie angegossen (Chen, dem alleine auf Soundcloud über 2 Millionen (!) Menschen folgen, wird von Armani eingekleidet), auch die wertvolle Stradivari frohlockte bei den teuflisch schweren virtuosen Passagen, die Ray Chen mit beglückender Leichtigkeit spielte, um dann wieder Prokofjews wunderbare Melodien bis in die letzten Töne auszukosten. Als Sahnehäubchen gab es eine Caprice von Paganini sowie zwei Sätze aus Bachs Partita für Violine Solo in E-Dur – einhelliger Jubel im Saal. Nach der Pause widmeten sich die exzellent aufspielenden Tonkünstler unter ihrem Chefdirigenten Yutaka Sao (bleibt bis 2022 im Amt) Schumanns C-Dur Symphonie, ehe das Orchester nach diesem gelungenen Auftakt zum gemeinsamen Ausklang ins benachbarte „Ludwig und Adele“ lud.

ray chen

Am kommenden Wochenende spielt übrigens Cameron Carpenter mit den Tonkünstlern. Schrill, exzentrisch und ungemein musikalisch – so ließe sich der unkonventionelle Organist wohl am ehesten beschreiben. Er trägt die wildesten Klamotten, frisiert sich die Haare zu einem Irokesen und fegt dabei wie ein Irrer über die Tasten seines Instruments. Natürlich spielt Carpenter nicht nur das klassische Repertoire, sondern bearbeitet, arrangiert und komponiert für sein Instrument. Am 15. Oktober macht er Station im Wiener Musikverein. Mit im Gepäck hat er Francis Poulencs Konzert für Orgel, Streicher und Pauke und Samuel Barbers „Toccata Festiva“ für Orgel und Orchester. Ganz große Vorfreude!

carpenter

Infos: www.tonkuenstler.at