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Eine ausgezeichnete Mélange-à-trois

Drei Menschen, die Musik machen, miteinander, arbeiten, reisen, auftreten, sich streiten und sich lieben – die ideale Arena für Launen, Beziehungsprobleme und die Auseinandersetzung mit anspruchsvollster Kammermusik. Voraussetzung für diese Mélange-à-trois ist eine Konstellation von drei Menschen, die die gleiche Basis haben. So geschehen bei Sibila Konstantinova, Kei Shirai und Tristan Cornut. Heute stellt sich das ausgezeichnete Stefan Zweig Klaviertrio dem Publikum im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins vor. Auf dem Programm stehen Werke von Beethoven, Dvorák und Mauricio Kagel. Tristan Cornut, der Cellist des Ensembles, über den Namensgeber Stefan Zweig, befruchtende Meinungsverschiedenheiten und die Liebe zur Kammermusik.

Warum haben Sie sich nach einem Schriftsteller benannt?

Weil wir denken, dass die Musik eine starke Verbindung zu Literatur und Kunst besitzt. Stefan Zweig hatte ein besonderes Verhältnis zur Musik und wurde von den großen Komponisten seiner Zeit beeinflusst: er war mit Arnold Schönberg und Richard Strauss befreundet. Für Strauss verfasste er etwa das Libretto für dessen Oper Die schweigsame Frau. Auch in seinen Büchern spielt die Musik eine wichtige Rolle. Da wir zudem Stefan Zweigs Werk sehr bewundern und schätzen, war es für uns eine natürliche Entscheidung, ihn als Namensgeber für unser Trio auszuwählen.

Wie kam es zum gemeinsamen Musizieren? 

Sibila und Kei haben sich während ihres gemeinsamen Studiums in Wien kennengelernt und hatten den Wunsch, eine Kammermusikensemble zu gründen. Kei und ich wiederum haben uns bei einem Festival von ehemaligen Preisträgern des ARD-Wettbewerbs kennengelernt. Da die Beziehung sowohl musikalisch als auch menschlich sehr schön war, haben wir uns entschlossen, weiter zusammen zu spielen.

Sind Sie immer einer Meinung? 

Überhaupt nicht! Wir kommen aus verschiedenen Kulturen – Sibila ist Bulgarin, Kei Japaner, ich selbst wurde in Paris geboren – haben unterschiedliche Dinge erlebt und verschiedene Ansichten über das Leben und die Musik. Das ist aber gerade das Spannende an der Kammermusik: die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen. Man muss sich von seinen Mitspielern überzeugen lassen und umgekehrt.

Wer hat bei Ihnen das Sagen?

Niemand zum Glück. Es gibt natürlich Momente, in denen der eine oder andere inspirierter ist und mehr Einfluss hat, aber das wechselt immer, und es ist für uns wichtig, dass sich jeder frei ausdrücken kann und alle Meinungen berücksichtigt werden.

 Was ist für Sie das Schöne an der Kammermusik?

Meinungen auszutauschen und zu vergleichen ist ein wichtiger und spannender Aspekt des gemeinsamen Musizierens. Dadurch lernt man sich und seine Kollegen besser kennen. Dabei sind wir ständig in Verbindung mit großartigen Werken, wo tiefgründige Ideen und Gefühle im Spiel sind. Was wir bei der Arbeit oder auf der Bühne zusammen erleben, ist mit nichts anderem zu vergleichen.

Sind Sie auch solistisch unterwegs?

In unserem Trio ist jeder auch außerhalb der Gruppe sehr aktiv. Wir spielen regelmäßig solistisch und in anderen kammermusikalischen Besetzungen. Kei und ich spielen in Orchestern, Sibila unterrichtet an der Musikuniversität in Wien. Diese unterschiedlichen Tätigkeiten sind für das Trio eine große Bereicherung. Jeder kommt zu der nächsten Probephase mit neuen Ideen und Einflüssen, die sich in unserer Arbeit niederschlagen.

Ihre Pläne für die nahe Zukunft?

In den nächsten Monaten sind mehrere Konzerte in Deutschland und Österreich geplant, unter anderen bei dem Podium für junge Solisten in Tegernsee oder den Nürtingen Meisterkonzerten.

Was hören Sie am liebsten privat? 

Wir hören gerne Musik aus verschiedenen Musikrichtungen, nicht nur klassische Musik sondern auch Jazz, Chansons oder Rock. Es ist spannend zu entdecken, wie man Musik anders machen kann und mit sehr unterschiedlichen Mitteln die gleichen Ziele erreicht.

STEFAN ZWEIG TRIO WIEN

Sibila Konstantinova, Klavier
Kei Shirai, Violine
Tristan Cornut, Cello

KONZERTPROGRAMM

Ludwig van Beethoven: Trio für Klavier, Violine und Violoncello G-Dur, op. 1/2
Mauricio Kagel: Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 2
Antonín Dvořák: Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 3 f-Moll, op. 65 (B 130)

18. Mai 2016 um 20 Uhr, Musikverein Wien, Gläserner Saal