Schon als Kind ein Star: der 11-jährige Yehudi mit seiner Stradivari (Foto: Menuhin Archive / Warner Classics)

Meistergeiger Yehudi Menuhin zum Hunderter

Er war der größte Geiger des 20. Jahrhunderts, ein begnadeter Pädagoge, Weltbürger und Humanist – Yehudi Menuhin. Am 22. April 1916 kam er als erstes Kind zweier junger russischer Auswanderer in der Bronx zur Welt. Jetzt, 100 Jahre später würdigt Warner Classics das Lebenswerk des Künstlers mit der üppigen Deluxe Edition The Menuhin Century. 80 CDs, elf DVDs und ein Buch dokumentieren die 75 Jahre umspannende Laufbahn des Künstlers, darunter 22 CDs mit unveröffentlichten Kostbarkeiten (genial: Bachs C-Dur-Solosonate mit dem 13-Jährigen), 18 mit historischen Aufnahmen (unvergessen: das Elgar-Konzert unter der Leitung des Komponisten) oder die Einspielungen mit seiner Schwester Hephzibah, mit der er fast 50 Jahre lang ein kongeniales Duo bildete (20 CDs).
Menuhin war ein Wunderkind. Im Alter von sieben Jahren debütiert er in San Francisco, mit zehn spielt er in Paris, mit elf in der New Yorker Carnegie Hall, mit dreizehn in Berlin. „Nun weiß ich, dass es einen Gott im Himmel gibt!“ soll Albert Einstein damals gesagt haben. 1935, mit 19 geht Menuhin auf Welttournee, spielt 110 Konzerten und gerät danach in eine tiefe existenzielle Krise, aus der er sich 1938 mit der Uraufführung von Schumanns Violinkonzert zurückmeldete und die bis heute als Referenzaufnahme gilt. Nach dem Krieg trat Yehudi Menuhin vor den Befreiten des KZ Bergen-Belsen auf, gleichzeitig war er der erste jüdische Künstler, der mit Wilhelm Furtwängler, Hitlers Lieblingsdirigenten, auftrat und eine beeindruckende Einspielung der Beethoven-Konzerte entstehen ließ. Bartók komponierte für ihn die aberwitzig schwierige 2. Violinsonate, die hier ebenso zu hören ist wie Alban Bergs Violinkonzert unter Pierre Boulez.
Nicht nur als Solist hat Yehudi Menuhin Maßstäbe gesetzt. Er war ein leidenschaftlicher Kammermusiker und Grenzgänger, interessiert an der Musik anderer Kulturen und Genres. Als es das Wort „Crossover“ noch gar nicht gab, musizierte Yehudi Menuhin Jazz und Raga mit dem französischen Jazzgeiger Stéphane Grappelli und nahm 1967 mit dem indischen Sitar-Meister Ravi Shankar das Album „West meets East“ auf. Diese legendäre Aufnahme ist übrigens auch auf wunderbar klingendem Vinyl erhältlich.

Menuhin Edition: der Jahrhundertkünstler CD+DVD, Box-Set.  Die Menuhin-Edition mit 80 CDs in neuem Remastering, 11 DVDs und einem umfangreichen Buch würdigt sein Lebenswerk und dokumentiert die 70-jährige Partnerschaft des Geigers mit dem HMV/EMI-Label. Die einzelnen Boxen sind auch separat erhältlich. Warner Classics

Menuhin Edition: der Jahrhundertkünstler. CD+DVD, Box-Set. Die Menuhin-Edition mit 80 CDs in neuem Remastering, 11 DVDs und einem umfangreichen Buch würdigt sein Lebenswerk und dokumentiert die 70-jährige Partnerschaft des Geigers mit dem HMV/EMI-Label. Die einzelnen Boxen sind auch separat erhältlich. Warner Classics, € 199, 99