Musischer Adventskalender 2014, Tür #14: Klingende Gärten

milosDie Palastgärten von Aranjuez, etwa 50 km südlich von Madrid, sind ein magischer Ort. Im Sommer duftet es herrlich nach Orangenblüten, kleine Wasserläufe plätschern zwischen Nymphen aus weißem Marmor und kunstvollen Pagoden und in den alten Zypressen zwitschern die Vögel um die Wette. Hier verbrachten Anfang der 1930er-Jahre Joaquín Rodrigo und seine frisch angetraute Frau Victoria Kamhi ihre Flitterwochen. Die ihn umgebende Pracht konnte der spanische Komponist nur erahnen – er war seit seinem dritten Lebensjahr blind. Umso tiefer offenbarte sich seine Sehnsucht nach Farben, Gerüchen, Blüten und Klängen, die ihn dazu inspirierte in seinem Concierto de Aranjuez die Gärten zu musikalischem Leben zu erwecken. Gemeinsam mit seiner Fantasía para un gentilhombre gehört es zu den vielleicht bekanntesten Kompositionen für Gitarre und Orchester. Miloš Karadaglic, Gitarrist aus Montenegro, hat mit dem London Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin beide Werke aufgenommen. 1983 in Podgorica geboren, zählt Miloš mittlerweile zu den erfolgreichsten Klassikgitarristen seiner Generation. Für sein Debüt-Album „Mediterraneo“ mit spanischer, griechischer und türkischer Musik wurde er 2011 von der renommierten Zeitschrift Gramophone als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet, mit „Latino“ unternahm Miloš ein Jahr später seine zweite musikalische Reise, dieses Mal nach Südamerika, mit Tangos von Piazolla und Garden, Villa-Lobos und Jobim. Auf seinem dritten Album begibt er sich auf eine Spurensuche zu den Anfängen der modernen Klassikgitarre im 20. Jahrhundert. Die erste bedeutende Komposition für die klassische Gitarre entstand 1920. Manuel de Falla schrieb das Stück Homenaje zum Gedenken an Claude Debussy. De Falla war ein Meister darin musikalische Atmosphäre zu erzeugen. Während seiner Pariser Studienjahre lernte Rodrigo übrigens de Falla kennen – ihm widmete er die Invocación y danza, ein Stück, das Miloš seit seiner frühen Studienzeit begleitet. Joaquín Rodrigo dankt mit diesem Werk jenem Komponisten, der der spanischen Musik endgültig das Tor in eine neue Welt geöffnet hatte. Aranjuez ist Miloš’ persönliche Hommage an die Musiker, die die Geschichte seines Instruments verändert haben.