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Musischer Adventskalender 2014, Tür #10: Im Schumann-Rausch

Prades 1956Prades ist ein kleines Städtchen am Fuße der französischen Pyrenäen. Die  knapp 6.000 Einwohner sprechen neben französisch auch katalanisch, denn Frankreich und Spanien trennen hier keine Hundert Kilometer. 1939 adelte der weltberühmte Cellist Pablo Casals den bisher unscheinbaren Ort, als er sich im Zuge seiner Flucht vor dem spanischen Bürgerkrieg und den Franco-Nationalisten  gemeinsam mit seiner Familie hier niederließ. 1950 rief Casals ein kleines Musikfestival ins Leben, wo sich in den folgenden Jahren Musiker von Weltrang zum gemeinsamen Musizieren trafen. 1956 spielten Pablo Casals, Rudolf Serkin und Sandor Vegh gemeinsam mit dem Vegh-Quartett Schumanns g-Moll-Klaviertrio und das Klavierquintett in Es-Dur in Prades. Nun ist das wertvolle Zeitdokument auf CD veröffentlicht worden, und es erinnert daran, dass hier ganz große Künstler am Werk sind. Da ist Schumanns überirdisch schöne Musik, die mit all ihrer Wucht, ihrer Fülle, ihrer Kraft erklingt und vom innigen Gesang zwischen den Instrumenten getragen wird. Jede Phrase, jede Note, jeder Ton wird hier zur existenziellen Aussage, und man spürt, wie präsent die traumatischen Erlebnisse des Krieges immer noch sind. Casals leidenschaftlicher und machtvoller Celloton, Serkins unbedingte musikalische Ehrlichkeit und Veghs weicher Geigenklang fanden in Prades zu einer wunderbaren Symbiose zusammen. Schon lange habe ich Schumanns Seelenbilder nicht mehr so eindringlich musiziert gehört. Für mich einer der schönsten CD-Erscheinungen des letzten Jahres und eine Interpretation, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat.

2015 feiert das Kammermusikfestival seinen 65. Geburtstag ( 26. Juli bis 13. August).

http://prades-festival-casals.com