Dunkle Röhrenjeans, High Heels, fetziges Shirt – wenn man Simone Kermes trifft, kommt sie auf den ersten Blick eher als Rockstar, denn als Sängerin vom klassischen Fach daher. Und auch auf der Bühne trägt sie gerne Ausgefallenes: opulente Roben mit üppiger Schleppe und festgeschnürtem Mieder. Die Frau mit dem flammend rotem Haar und den stahlblauen Augen ist ein modernes Vollblutweib. Wenn sie singt, dann tut sie das mit Haut und Haaren. Ob Freude, Wut, Leid oder Glück – bei ihr ist alles echt. Sie stampft, geht in die Knie, kreist mir der Hüfte, improvisiert nach Lust und Laune und kostet jeden einzelnen Ton, jeden Triller, jede Phrase aus. Weil sie aber nicht ständig als die „Königin des Barocks“ bezeichnet werden wollte, singt sie auf ihrem neuen Album Arien von Monteverdi und Mozart, Rossini, Bellini und Donizetti bis hin zu Verdi, inklusive vieler Raritäten. Ob Barock oder Belcanto, die Kermes wurde mit einer phänomenalen Stimme gesegnet, sie verfügt über eine eindrucksvolle Technik, die sie unter anderem in den funkelnden Koloraturen der Arie der Virginia „Icilio…Io t´amo“ aus der gleichnamigen Oper Mercadantes unter Beweis stellt. Aber auch das Schlichte, ätherisch entrückte wie Bellini es in der Romanze „Dopo l´oscuro nembo“ komponierte beherrscht Simone Kermes wunderbar.Als “Bindeglied” zwischen Barock und Belcanto betrachtet Simone Kermes übrigens die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts “Zauberflöte”, die auch auf der CD zu hören ist. Ihr zur Seite steht übrigens das hinreißend musizierende Concerto Köln. Ganz vom Barock loslösen will sie sich dann eben doch nicht.